transmission: 29
date: 22.11.06
source: isc
type: column
Die wissenschaftliche Erkenntnis auf unserem schönen blauen Planeten steckt in einer Sackgasse. Ähnlich den Verhältnissen vor dem Beginn der Neuzeit wird unsere komplette Weltsicht durch eine einzige und autoritäre Interpretation bestimmt. Was zum Ende des Mittelalters die Bibel war, sind heute sogennante wissenschaftliche Gesetzte, vor allem naturwissenschaftliche. Die Forschung, die eigentlich der Ergründung der Realität dienen sollte, ist zum Teil zum Selbstzweck geworden und dient hauptsächlich den Wirtschaftsinteressen und dem Machterhalt von elitären Minderheiten. Die Wissenschaft hat in den letzten 500 Jahren als Zwischenergebnis eine technische Entwicklung hervorgebracht, mit vielen sehr praktischen Erfindungen, die das Leben der Menschen vereinfachen, aber für viele zur Arbeitslosigkeit führten. Letzteres ist natürlich das Ergebnis von organisatorischen bzw. politischen Fehlern.
Der Philosph Nietzsche hat zu Ende des 19ten Jahrhunderts Gott ist tot verkündet und explizit die Natur-Wissenschaft an seine Stelle gesetzt. Wie recht er doch behalten sollte ! Doch die Ersatzreligion kann nicht die Religiösität berühren, die in jedem Menschen steckt. Das Mysterium bleibt. Jeder weiß, daßer sebst mehr ist, als das Produkt der materiellen Komponenten seines Körpers. Die Fragen Wer bin ich ? oder Was bin ich ? lassen sich von keiner Wissenschaft beantworten. Will man bespielsweise von einem Biologen erfahren, was Leben eigentlich ist, dann verweißt dieser auf die Philosophen. Die haben zwar auch keine Erklärung, aber sie können länger darüber reden. Stellt man gar die Frage nach dem Sinn des Lebens wird man unverzüglich als Esoteriker (Ketzer) gebranntmarkt und verliert jegliche wissenschaftliche Reputation (Exkommunikation). Heute darf z.B. and der Einsteinschen Relativitätstheorie genausowenig gezweifelt werden, wie vor 500 Jahren an einer päpstlichen Bulle. Wohin so eine Blindheit führt sieht man an Beispielenaus dem Spätmittelalter, wo ansonsten brilliante Denker im Prinzip über “die Engel, die auf einer Nadelspitze Platz haben” diskutierten. Nie finden sich Aussagen in der zeitgenössischen Literatur wie “es gäbe keine Engel”, denn das wäre Häresie gewesen und hätte dem Glauben geschadet. Der Grundbaustein der Kirche und jeder Religion ist der Glaube. Er muß unerschütterlich sein; und stark. Der stärkste Glaube aber findet sich in den Bereichen, die wir nie bezweifeln würden, wo wir nicht einmal an die Möglichkeit der Hinterfragung denken.



Genau in dieser Nische sitzen jetzt die Wissenschaften, allen voran die Physik. Hier wird scheinbar geforscht, bewiesen und widerlegt, aber vor allem wird sich berufen auf aktzeptierte Autoritäten und deren Interpretationen der Wirklichkeit. Wissenschaftliche Erkenntnis beruht – neben der Empirie – auf logischen Schlußfolgerungen, und deren verbalen Ausdruck. Was hier primär zum Tragen kommt ist die Aussagelogik, wie sie schon von Aristoteles (384-322 v.Chr.) formulierte wurde. Dabei geht er von einer Grundannahme aus: dem tertium non datur. Um eine analytische Vorgehensweise bei der Untersuchung der Realiät zu ermöglichen – um Wissenschaft zu ermöglichen – muß zuvor festgelegt werden, daß eine Aussage entweder wahr oder falsch ist. “Tertium non datur, ein Drittes gibt es nicht !” Aristoteles klammert mit dieser Prämisse eindeutig einen Teil der Wiklichkeit aus. Aber er tut dies im Glauben, daß diese Grund-Prämisse der Logik zu einer Wissenschaft führt, die mehr gültige Aussagen über die Welt machen kann als bis dahin möglich. Auch er sollte recht behalten! Nach dem Ableben Platons hat Aristoteles dessen Akademie in Athen auf der Basis dieser Annahme umstrukturiert. In den folgenden zwei Jahrtausenden hat sich jede Einzelwissenschaft nach diesem Modell entwickelt und verwertbare Ergebnisse geliefert. Selbst alternative logische Systeme sind im Grunde aristotelisch aufgebaut. Die wichtigste Tatsache aber ist, daß logisches Schließen die Aktzeptanz von Prämissen voraussetzt, die nicht weiter hinterfragt werden können.
Wissenschaft und Glaube waren daher schon immer stark miteinander verbunden. Sowohl profan, wie auch in der Bedeutung als Glaube an Gott. Zu Beginn der Neuzeit wurde Gott immer mehr außen vor gelassen, bis man dann im 19ten und 20tem Jarhundert komplett auf ihn verzichtete. Wir glauben heute an die Wissenschaft. Es häufen sich natürlich die Paradoxa seither, aber unser Glaube bleibt unerschütterlich ! Wiedersprüche innerhalb der Naturwissenschaften werden einfach hingenommen, wie der Unvollständigkeitssatz (Gödel), die Unschärferelation (Heisenberg), oder Phänomene verschränkter Teilchen (Einstein, Bell). Geniale Köpfe wie Stephen Hawkins machen zweifelhafte Aussagen wie: “In den nächsten 10 bis 20 Jahren, denke ich, werden wir die Formel für ALLES herausfinden” – die sogenannte Weltformel – und keinen störts. Man sollte Hawkins wirklich Die Physiker von Dürrenmatt nahelegen ! Wenn es hingegen um Ergebnisse aus anderen, nicht-naturwissenschaftlichen Disziplinen geht, werden diese kritisch beäugt und gelten als weniger gesichert. Forschungen werden an der einen Universität durchgeführt und an Anderen oder in anderen Städten einfach ignoriert – weil sie nicht ins Konzept passen. “Interdiszplinäre Zusammenarbeit” gilt in Akademikerkreisen schon lange als Schimpfwort. Solche Entwicklungen haben zur Krise geführt in der sich die Wissenschaft momentan befindet. Sämtliche innovativen Kräfte und Ideen wurden in den ‘Untergrund’ abgedrängt; Ihre Ergebnisse werden totgeschwiegen oder verdreht. Während man sich beispielsweise seit den 90ern gegen die Möglichkeit der Überschreitung der Lichtgeschwindigkeit wehrt, testet die inSpaceCorporation nun schon die dritte Generation des Ü-Tech-Reaktors und hat bereits acht intergalaktische Flüge unternommen.
(end of transmission)